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Bochum Frühjahr 2002
 
Mitten im Ruhrgebiet fand diesmal unser Sammlertreffen vom 26. bis 28. April statt. Ausgerichtet und gut vorbereitet wurde es von Dirk Bösterling und Freundin Sabine aus Bochum, die sich nicht nur mit der detaillierten Anfahrtsskizze und den Wegbeschreibungen viel Mühe gegeben haben. Für mich war es jetzt das vierte Treffen, an dem ich teilgenommen habe. Ich erinnere mich an mein erstes Treffen, bei dem ich zunächst außer Herrn Sieben, den ich vorher auf einem Flohmarkt kennen gelernt hatte und an dieser Stelle grüßen möchte, niemanden kannte und auch nicht wusste, was mich erwarten würde. Wahrscheinlich geht es vielen neuen Mitgliedern erst einmal so, und vielleicht ist das auch einer der Gründe dafür, dass man als Neuling in unserem Verein nicht auf eine "Geschlossene Gesellschaft" stößt, sondern jeder sein Interesse und seine Begeisterung für Telefone, Fernsprechtechnik und deren Zeitgeschichte in einer offenen und angenehmen Atmosphäre mit den anderen teilen kann.

Nach Anfahrt und gemeinsamem Abendessen am Freitagabend ging es Samstagmorgen zum ersten gemeinschaftlichen Event, dem Besuch des Eisenbahnmuseums in Bochum-Dahlhausen. Es ist das größte privat organisierte seiner Art in Deutschland und liegt landschaftlich schön hinter einer Anhöhe in der Nähe der Ruhr, dem Fluss, der unserer Region ihren Namen gegeben hat. Herr Harzendorf vom Eisenbahnmuseum hat unsere Gruppe am Eingang freundlich in Empfang genommen und durch die "heiligen Hallen" geführt. Das Museum achtet trotz seiner Größe darauf, dass es hier jedes Fahrzeug nur einmal gibt. Wie auch bei uns Telefönern wird bei Restaurierungen nach Möglichkeit mit Originalteilen gearbeitet bzw. die Originalsubstanz bewahrt, um wirklich authentische Objekte erhalten und ausstellen zu können. Die typische Postkutschenform einiger Wagen aus dem frühen 20. Jahrhundert zeigt noch, welches Transportmittel vor der Bahn das wichtigste war. Die Kosten für die Instandhaltung und den „Eisenbahn-TÜV", ohne den keine Lok fahren darf, sind enorm. Nach 6 Jahren müssen dafür um die 200 bis 400 Tausend Euro pro Dampflok aufgebracht werden. So etwas bleibt uns zum Glück erspart! Nachwuchssorgen hat das Eisenbahnmuseum nicht. Es gibt zahlreiche junge Helfer und mehrmals im Jahr Schnuppertage, an denen jeder unverbindlich mitmachen kann. Im Internet finden alle, die noch einmal reinsehen möchten, das Museum unter www.eisenbahnmuseum-bochum.de

Nachmittags haben wir uns dann im Museum der „Telekom-Historik Bochum e.V." getroffen. Der Verein hat z.Zt. um die 10 Mitglieder, die mit viel Eigeninitiative ein Museum zum Anfassen geschaffen haben. Neben einigen Endgeräten ist hier eine funktionsfähige Vermittlungsstelle mit elektromechanischen Wählern der Baujahre 1922 bis 1955 zu besichtigen und zu benutzen! Die hier ursprünglich für uns angesetzten „Führungen" sind dann doch ausgefallen; denn überall wurden die installierten Anlagen ausprobiert und bewundert, es wurde Wissen mit den Gastgebern im Museum und untereinander ausgetauscht und lebhaft diskutiert. Manche Ereignisse liegen gar nicht so lange zurück. An einer Demonstrationswählanlage ließ sich z.B. nachvollziehen, wie früher ein Anrufer noch den Anschluss des Angerufenen blockieren konnte, indem er seinen Hörer nach Gesprächsende einfach nicht auflegte. Manche Taxiunternehmer haben sich diesen Umstand damals zunutze gemacht, sich gegenseitig aus der Telefonzelle angerufen und dann die Gabel blockiert, damit TaxiKunden den Konkurrenten nicht mehr erreichen konnten. 1981 war damit Schluss, denn mit der Umstellung von zeitlich unbegrenzten Ortsgesprächen auf den 8 bzw. 12 Minuten Zeittakt wurde diese Möglichkeit beendet und die Appellschilder in den Telefonzellen änderten sich von "Fasse dich kurz" auf "Ruf doch mal an". Der Besuch hier hat viel Spaß gemacht.

Nach dem gemeinsamen Abendessen am Samstagabend ging es dann Sonntag zur Telefonbörse! Die Enten in der Grünanlage haben sich schleunigst verzogen, als unzählige Kisten mit Handkarren und per pedes in die Halle gebracht wurden. Nachdem alles aufgebaut war, wurde die Börse offiziell geöffnet. Die Atmosphäre wurde nicht hektisch, in der Turnhalle war ausreichend Platz für alle Aussteller und Besucher. Manche Telefone wie Kuhfuss, ZBSA08, Wandmünzer und viele andere, Literatur sowie vielleicht schon lange gesuchte Ersatzteile wechselten den Besitzer. Kaufen und Gucken waren gleichermaßen spannend.

Das Wetter hat uns an diesem Wochenende - ganz aprilgerecht - von Sonne bis Hagel alles geboten.

Mit Blick auf ein gelungenes Treffen blieb allen Beteiligten noch eine gute Heimreise und eine ebenfalls schöne Erinnerung an den Besuch in Bochum zu wünschen.

Jens Kühn