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München Herbst 2001
 
Wie es seit Jahren schon Tradition im Sammlerverein ist, gab es auch in diesem Jahr wieder ein Herbst-Sammlertreffen. Im Frühjahr wurde es geplant und im Laufe des Sommers von unseren Mitgliedern Hermann Hiller und Michael Boegershausen perfekt, aber zwanglos organisiert. 

Das ausgewogene Programm verlief reibungslos. Das ausgewählte Hotel entsprach unseren Ansprüchen, und selbst das Wetter übertraf unsere Erwartungen bei weitem. Ganz wie gewünscht hatte Petrus ein Einsehen und verbannte Regen, Schnee oder Glatteis auf einen späteren Zeitpunkt. Es scheint, als hätten die Sammler diesmal einen besonders heißen Draht nach oben. Und genau das erinnerte mich an den vor einigen Jahren verstorbenen Sammler Martin Thiemann aus München-Pasing, der (frei nach Karl Valentin) immer zu mir sagte: "Wenn ich einmal da oben im Himmel auf einer Wolke sitze, spiele ich auf meiner Harfe und singe Halleluja, bis der ganze Himmel lacht." Vermutlich hat er auch hier seine Hand im Spiel gehabt und ganz heimlich eine Verbindung aufgebaut, weil das Sammlertreffen doch ganz in der Nähe seines früheren Wirkungskreises stattfindet. Unser Hobby führte uns in ein langes, goldenes Oktoberwochenende nach Puchheim bei München.

Nach dem Start am Freitag in aller Herrgottsfrühe, bei trübem Wetter und Nieselregen ab Köln, befürchteten wir schon das Schlimmste. Und der Gedanke an die vielen Baustellen sowie die üblichen Staus trug nicht gerade zur Aufmunterung bei. Aber bereits im Morgengrauen blinzelte hier und da die Sonne hervor; zusehends verzog sich der Nebel. Auch das befürchtete Verkehrschaos blieb aus. Abgesehen von einigen Baustellenstaus verlief die Fahrt ohne Verzögerung. Und bei strahlendem Sonnenschein trafen wir schließlich in Puchheim ein. Etwas müde waren wir schon; wir steuerten die Tiefgarage des Hotels an, bei der das Tor geöffnet war, bemerkten eine abgesteckte Fläche, die wohl für unsere Telefonbörse am Sonntag zu sein schien, und freuten uns über einen freien Parkplatz. Wir stiegen aus; Peter griff nach unserem Gepäck - da ging plötzlich das Licht aus. Wir standen im Halbdunkel, als sich geräuschlos das Garagentor schloss. Nun standen wir im Dunkeln mit einem Gefühl wie in einer Mausefalle oder so. Mutterseelen alleine und verunsichert. Nach dem ersten Schrecken konnte ich in einiger Entfernung ein kleines, rotes Lämpchen erkennen. Langsam und vorsichtig tastete ich mich in diese Richtung vor. Da hörte ich Schritte; ... aber nicht von Peter - der hört sich vertrauter an. Jemand anderer tappte ganz in meiner Nähe genau wie ich in völliger Dunkelheit umher. Da überkam mich doch ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Fast hatte ich das rote Lämpchen schon erreicht, da ging das Licht wieder an, und vor mir stand eine Hotelangestellte, die genauso erleichtert zu sein schien wie ich. Daraufhin rührte ich mich nicht mehr von der Stelle und bewachte den Lichtschalter, bis Peter mit den Gepäckstücken bei mir war und wir den Ausgang von der Tiefgarage in die Hotelhalle gefunden hatten. Nach diesem Erlebnis waren wir wieder hellwach.

Danach Rezeption, Zimmer belegen und wieder raus ans Tageslicht - galt es doch, den Sonnenschein zu genießen. An der Rezeption hatte man uns die Kopie eines Ortsplanes ausgehändigt, der sich nach eingehendem Studium sogar als Orientierungshilfe entpuppte. Wir erkundeten die nähere Umgebung und kamen nach etwa zwanzig Minuten in den „Puchheimer Bürgerstuben" an. Dort genossen wir erst einmal eine Tasse Kaffee. Doch bald machten wir uns wieder auf den Rückweg zum Hotel, um uns noch einwenig auszuruhen für den Abend im Sammlerkreis.

Als dann auf dem Zimmer das Telefon klingelte, erhielten wir die Information, dass der gemütliche Abend aus Platzmangel nicht wie geplant im Hotelrestaurant stattfinden sollte, sondern in ...jawohl: in den "Puchheimer Bürgerstuben". Also machten wir uns wieder auf den schon bekannten Weg und trafen dort rechtzeitig zum Abendessen ein, um anschließend in geselliger Runde einen abwechslungsreichen Tag ausklingen zu lassen.

Am Samstag ging es dann nach dem Frühstück pünktlich um 10 Uhr bei strahlendem Sonnenschein mit dem gemieteten Bus auf Stadtrundfahrt. Die Stadtführerin erklärte uns auf der Fahrt nach München unterhaltsam und anschaulich die ältere und neuere Geschichte der Stadt. Auf der Rundfahrt konnten wir Schloss Nymphenburg, das Olympiagelände, die Alte Pinakothek, das Künstler- und Amüsierviertel Schwabing, den Englischen Garten und viele andere Sehenswürdigkeiten bewundern. Auf der Flaniermeile Maximilianstraße erhaschten wir sogar ein "Winkerchen" von dem Modezar und Unikum Rudolf Mooshammer mit seiner Daisy, was uns alle sehr amüsierte. Nach dieser hervorragenden Stadtführung stiegen wir am Isartor aus, um zu Fuß auf den Marienplatz mit Rathaus und Frauenkirche zu gehen sowie auf dem sehr belebten Viktualienmarkt noch eine Brotzeit zu nehmen.

Nach dieser Stärkung machten wir uns auf den Weg zum Deutschen Museum. Dort erwarteten uns die Herren Dr. Blumtritt, Dr. Hils und Kiermeier, um uns eine individuelle Führung zu gewähren; die aus den drei Elementen Bibliothek, Telekommunikation und Museum allgemein bestand. Also teilten wir uns erst einmal auf, um dann an zwei der angebotenen Führungen teilzunehmen. Alle drei Herren gaben sich sehr viel Mühe, um uns in den einzelnen Themenbereichen Einblicke zu verschaffen, die man als gewöhnlicher Besucher wohl nicht bekommt. Wer hat jemals eine so umfangreiche Bibliothek mit den riesigen Hochregallagern gesehen, in denen man sich ohne Kompass verläuft und ohne Computerinfo kein Buch gezielt aufspürt. Interessant war die Geschichte des Museums mit den vielfältigen Sachgebieten. Natürlich wollten wir als Telefonsammler auch in die Ausstellung Telekommunikation, wo wir unter anderen interessanten Exponaten auch das seltene Modell „Hildesheim" von 1908 bestaunten. Um wirklich alles im Deutschen Museum anzuschauen, was interessant ist, reichen natürlich ein paar Stunden nicht aus. Aber es war so aufschlussreich erläutert, dass wohl die Meisten Geschmack bekommen haben, um wiederzukommen. Mein ganz besonderer Dank gilt diesen drei Herren für ihre hervorragenden Führungen.

Gegen 16.30 Uhr machten wir uns auf den Rückweg; ab Isartor ging es mit der S-Bahn direkt zum Hotel nach Puchheim. Am Abend fand dann nach dem gemeinsamen Essen die alljährliche Mitgliederversammlung statt. Und nach der Abhandlung der einzelnen Tagesordnungspunkte begann wie immer der nicht enden wollende gemütlichste Teil des Hobby-Wochenendes.
Am Sonntagmorgen, der auf unseren Sammlertreffen immer mit einem ausgedehnten Frühstück begann, wurde es gegen 9.30 Uhr langsam unruhig - wie immer, wenn die Telefonbörse auf dem Programm steht. Während die Einen noch einen Schluck ihres Kaffees nahmen und den Rest ihres Brötchens verschlangen, standen die Anderen schon in den Startlöchern, um in der Tiefgarage die mitgebrachten Tauschobjekte für die Sammlerbörse auf den bereitstehenden Tischen auszubreiten. Pünktlich um 10 Uhr fiel dann der Startschuss für die Besucher und Interessenten; die sich wie immer mit Spannung über die Auslagen hermachten. Wahre Schätze waren wieder im Angebot: Komplette Geräte, Literatur, Schnüre und Hörer, Tasten und auch sonst alles, was man als Ersatzteil so gebrauchen kann. Mancher Sammler schleppte mehr zu seinem Wagen, als er eigentlich erwerben wollte - aber auch das ist nichts Ungewöhnliches. Es war eben wie immer: Einfach schön.
Mittags starteten Peter und ich zur Heimreise. Ein wenig müde , aber sehr zufrieden kamen wir zu Hause an und wurden dort schon mit Sehnsucht von Kater Wusel erwartet.

Beatrix Dominik