Es war ein herrliches Herbstwochenende, an dem sich die Telefonsammler in Meiningen verabredet hatten. Etwa 40 Personen warteten auf dem Parkplatz vor dem DampflokAusbesserungswerk in Meiningen auf den Beginn der Führung am Samstagnachmittag. Das Interesse am Eisenbahnwesen hat eine eigene Faszination, die wohl im Kindergartenalter beginnt und nie endet. Bei der Werksführung erfuhren wir, daß bis zur Wende 1989 in Meiningen rund 3.000 Beschäftigte noch lange Zeit mit der Überholung von Dampfloks aus dem Betrieb der Reichsbahn betraut waren - ergänzt durch den Bau von Schneeräumern, die mit unterschiedlichen Spurbreiten auch in die UDSSR geliefert wurden, und von Spezialgüterwaggons, deren Produktion jedoch inzwischen nach Polen verlegt wurde. Die Sparmaßnahmen der Deutschen Bundesbahn und die Tatsache, daß Dampfloks nicht mehr im Einsatz sind, haben dazu geführt, daß nunmehr ca. 180 Mitarbeiter sich darauf spezialisiert haben, die Reparatur bzw. Wiederinstandsetzung alter Dampflokomotiven für Vereine und Privatpersonen aus der ganzen Welt durchzuführen. Wir haben einen Einblick bekommen von den vielen Berufszweigen, z.B. Kesselschmied und Nieter für die Heizkessel, Dreher für die Radsätze, Dengler für alle Blechbiegearbeiten vom Dampfrohr bis zu den Verkleidungen und den einzelnen Arbeitsbereichen in den großen Werkhallen. Vom Lärm haben wir nichts mitbekommen, denn es war ja ein Wochenende. Am imposantesten waren wohl die hier überholten Maschinen - eine Stromlinienlok der Baureihe 01 von der Deutschen Reichsbahn und die größte Dampflok Europas, die 1931 für die französische Staatsbahn gebaut worden war und nun einem Schweizer Privatmann gehört. Für Ende Oktober ist das sogenannte „Roll-out" vorgesehen, ehe die Lok nach weiteren Probefahrten dann 1998 in der Schweiz eintreffen wird. Nach der Werksbesichtigung ging es zur Burg „Maienluft" nach Wasungen. Hier fand die Jahresmitgliederversammlung statt. Zum Abendessen und beim gemütlichen Plausch waren knapp 60 Personen zusammengekommen. Diesmal ging es etwas früher zu Bett, da am nächsten Morgen schon um 9.0o Uhr der Aufbau des Flohmarktes auf dem Burghof anstand. Der Sonntagmorgen war sonnig und kühl, aber im Verlauf des Sammlermarktes war es angenehm, im Freien bei Kaffee, Thüringer Bratwurst und Bier die Tische zu inspizieren. Von hochwertigen Geräten über Kramkisten mit Hörern, Weckern, Spulen und Krimskrams bis zur Literatur ging das umfangreiche Angebot. Und fast jeder hat etwas gefunden, was er gebrauchen konnte. Auch ein übergroßer W 48 aus Porzellan mit holländischem Blumendekor fand seinen Liebhaber. Gegen Mittag verlief es sich so langsam. Die Sachen wurden eingepackt, das Mittagessen stand schon auf dem Tisch - und wer am Montag wieder in den Alltag eingebunden war, machte sich rechtzeitig auf den Heimweg. Ein Dankeschön Herrn Wolfgang Köhler, der mit Unterstützung seiner Familie das Wochenende in Thüringen geplant und organisiert hat. Uns hat es eine große Freude bereitet.
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