Wie, Ihr fahrt ins Vogtland ?– Was wollt ihr denn da ? Und wo ist das überhaupt? Das war die häufigste Reaktion von Leuten, denen wir erzählt hatten, was wir vorhatten. Nun was wollten wir da? Thomas Kesselboth und Frau hatten zum Sammlertreffen in den IFA Ferienpark in Schöneck eingeladen. Nur für ein Wochenende war uns die Strecke von 550 Km doch ein bisschen weit. Da gab es nicht viele Alternativen: Auf das Treffen verzichten ? Nein ! Also bleiben wir länger und es wird ein Urlaub draus !!! Gesagt, getan, wir haben dann im Hotel ein Ferienapartment gleich mal für eine ganze Woche gebucht – und das war auch gut so !!!! Am Freitag sind wir gemütlich angereist. Irgendwo auf der A4 kam unterwegs dann mal die Frage auf, „sind wir schon jenseits der Grenze“ ? Die Antwort sollte wenige km weiter folgen. Die Autobahn wurde von jetzt auf gleich Schlaglochfrei – Aha, jetzt sind wir in den NBL !!!! Als wir so gegen 17 Uhr Schöneck erreichten, war irgendwie nicht mehr viel zu sehen. Nebel machte sich breit und machte so den ersten Eindruck doch recht schleierhaft. Das Hotel überraschte mit seiner Weitläufigkeit und trotz seiner Größe recht angenehmen Atmosphäre. Im Wintergarten hatten sich bereits die ersten Sammler niedergelassen, und die „Telefongespräche“ waren im vollen Gang. Für den Abend war ein extra Raum für uns reserviert. So nach und nach gesellten sich immer mehr Bekannte und neue Gesichter der Sammlerszene zu uns. Alles in allem ein gemütlicher und informativer Abend. Samstagmorgen: Nach dem Frühstück ging es in zwei Gruppen zu den Besichtigungen. Wir hatten uns dafür entschieden, zuerst einmal die Ausstellung von Thomas Kesselboth in der Heimatstube Tirpersdorf zu besuchen. Was dort in der kleinen Stube zu sehen war, hat einige Sammler doch erstaunt. Von Holzapparaten über Fernsprecher aus Blech bis hin zu moderner Plaste war ein gelungener Querschnitt durch die Telefongeschichte zu sehen. Nachmittags stand die zweite Besichtigung auf dem Programm: Das Museum für mechanische Musikwerke in Wohlhausen. Was hier die Attraktion war, ist umstritten. Zum einen die zahlreichen mechanischen Musikwerke aus mehr als 200 Jahren, angefangen von der „Zitter mit Kurbel“, über Phonographen, Grammophone, Spieluhren, pneumatischen Klavieren bis zur Kirmesorgel oder zum anderen die nette Dame, welche die Führung und Vorführung machte. Eine wahre Frohnatur, die sich voll und ganz mit den Ausstellungsstücken identifizierte und durch Ihre einmalige herzliche und lustige Art faszinierte. Am frühen Abend fand die Jahreshauptversammlung statt. Wie immer gut besucht. Auf den Inhalt gehen wir jetzt hier nicht weiter ein, denn wir wollen schließlich dem Protokollführer nicht vorgreifen. Der anschließende inoffizielle Teil war von Fachgesprächen geprägt, aber auch über anderes wurde gesprochen und Anekdoten erzählt. Für jeden etwas dabei..... Der Sonntagmorgen begann mit einem herrlichen Sonnenaufgang. Erst jetzt konnte man nachvollziehen, warum der Ferienpark auch der Balkon des Vogtlandes genannt wird. Vom Restaurant aus bot sich ein herrlicher Blick über das noch verschlafene Vogtland. Aber der eine oder andere Sammler hat das bestimmt nicht mitbekommen, denn das Highlight eines jeden Sammlertreffens war in der Vorbereitung: Die Telefonbörse! Auch dieses Mal war das Angebot reichhaltig. Neben den bekannten „Wanderpokalen“ war viel neues zu sehen und zu kaufen. Für den Jungsammler ist das Treffen vermutlich das Paradies gewesen. Aber auch für den „alten Hasen“ gab es Sachen zu sehen, die man nicht so häufig findet. Naja und jeder, der da war, kann jetzt zumindest behaupten, er habe jemanden gesehen, der privat einen echten Hildesheimer Apparat in der Wohnung hängen hat. Es gibt also immer noch Überraschungen. Gegen Mittag nahm die durchschnittliche Anzahl von Telefonsammlern pro Quadratmeter Vogtland rasch ab. Einige setzten sich noch bei einem Kaffee zusammen und traten dann die Heimreise an. Letztlich blieben nur noch 3 Sammler und 2 Begleitungen im Hotel, die noch bis Montag blieben. Es war ein angenehmer Abend, wo natürlich noch fleißig über das vergangene Treffen geklönt wurde. Der folgende Morgen war bereits von der Abreise der anderen „Teleföner“ geprägt. Nach dem Frühstück war Aufbruchstimmung angesagt – jedoch nicht bei uns, denn wir gehen ja noch in die Verlängerungswoche. Nun, jetzt werden auch Sie sich fragen, was haben die noch weitere fünf Tage in der einsamen Gegend im Vogtland gemacht ? Es gab viel zu sehen, fahren wir es ab..... Montag: Auch die Frau muss ihren Sammeltrieb befriedigen können. Wir haben per Auto das Vogtland erkundet, und sind weiter bis ins tiefste Erzgebirge gefahren. Im Kurort Seiffen gab es dann Räuchermännchen, Pyramiden, gedrechselte Figuren in riesiger Auswahl. Auch die Besichtigung des Spielzeugmuseums sehr schön. Dort war die Sonderausstellung „Hundert Meisterwerke“ aufgebaut. Zu sehen waren Meisterstücke aus den letzten 80 Jahren, welche ortsansässige Tischler und Drechsler zur Meisterprüfung angefertigt hatten. Von detaillierten Puppenstuben über Modelle von Ladeneinrichtungen, wo selbst die Blümchen aus gedrechseltem Holz hergestellt sind, bis hin zu kompletten Funktionsmodellen von landwirtschaftlichem Gerät. Aber auch haushaltsnahe Gegenstände wie Kronleuchter, Möbel, Schalen und Kästchen waren aufwändigst aus Holz gefertigt worden – halt Meisterstücke. Alles durchweg faszinierend. Dienstag: Auch Schöneck will erkundet sein. Bei bestem Wetter und strahlendem Sonnenschein haben wir per pedes Schöneck besichtigt. Mit den schön restaurierten historischen Gebäuden im Ortskern, und dem Aussichtsfelsen ist das Örtchen wirklich etwas für das Auge und die Seele. Aber für den Bauch auch. Das Brauereimuseum mit angeschlossener Restauration ist zu empfehlen. Mittwoch: Mit dem Auto haben wir uns auf den Weg nach Klingental gemacht, weil uns das Örtchen empfohlen wurde. Aber entweder haben wir einen anderen Geschmack von schönen Städtchen, oder wir haben die Attraktionen einfach nicht gefunden. Naja, war auch egal, rein ins Auto und weiter. In Adorf gab es dann aber die Entschädigung dafür. Hier hat jemand die Sehenswürdigkeiten des Vogtlandes im Gartenbahnformat erbaut und aufgestellt. Man hatte die Möglichkeit, sich wie ein Japaner zu fühlen der eine Europareise macht. Eine Sightseeingtour durch das Vogtland in 30 Minuten. Eingerahmt wurde die Anlage durch einen Botanischen Garten mit Pflanzen aus den großen Gebirgen der Welt. Zur Anlage gehörte auch ein Teich mit Koi-Karpfen. Ein Angler brauchte hier bestimmt kein Latein mehr zu den Fischen hinzufügen - ein Koloss neben dem anderen !! Donnerstag: Mit dem Zug (das Hotel hatte schließlich Bahnanschluss) sind wir gemütlich durch das Vogtland nach Zwickau gezuckelt. In Zwickau gab es dann einen Stadtrundgang und vor allem die Besichtigung des August-Horch-Museums. Obwohl in einer provisorischen Unterkunft, da das Haupthaus renoviert wird, eine sehr beeindruckende Ausstellung. Von den großen Horch Limousinen und LKW über die Auto Union Rennwagen bis zum Trabant mit Wankelmotor war hier fast alles zu sehen, was jemals in den Hallen der Horchwerke Zwickau das Licht der Welt erblickt hat. Auf dem Rückweg haben wir dann noch das „Abenteuer Eisenbahn“ pur erleben dürfen. Auf der eingleisigen Strecke war kurz vor Zwickau ein einfahrender Zug liegengeblieben. Unser Triebwagenführer bekam per Funk die Order , das liegengebliebene Fahrzeug nach Zwickau reinzuziehen. Naja, das Rangiermanöver war schon ganz nett, aber nichts gegen das, was noch folgen sollte. Der Zugführer spielte anschließend „Walter Röhrl“ auf Schienen. Für die Strecke, wo wir auf der Hinfahrt über eine Stunde benötigten, waren wir nun bereits nach 40 Minuten am Ziel und der Zug wieder im Fahrplan. Aber zum Glück gibt’s ja noch keine Radarfallen für Züge !?! Freitag: Auch der schönste Urlaub hat mal eine Ende. Die Rückfahrt stand an. Nach 5½ Std. Fahrt waren wir wieder daheim. Zurück bleibt die Erinnerung an 7 Tage schönen Urlaub im Vogtland. Unser Dank geht an die Familie Kesselboth für die Mühe mit dem Sammlertreffen und den Anreiz für uns, mal das Vogtland zu besuchen. Sabine + Dirk Bösterling |