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Stralsund Frühjahr 2004
 
Ein Treffen mit besonders großem Besichtigungsprogramm liegt hinter uns. Auch wenn die Teilnehmerzahl erwartungsgemäß geringer ausfiel als üblich - wer die weite Anfahrt auf sich nahm und wie die Meisten dann für eine Woche Ostseeurlaub eingeplant hatte, war bei angenehmem Wetter von der Vielzahl der Sehenswürdigkeiten überrascht. Ostsee im Mai bedeutet natürlich eine zeitweilig scharfe Brise vom Meer, die jedoch bei der Besichtigung der Hansestädte Stralsund und Greifswald sowie der Inseln Rügen, Usedom, Darß oder Hiddensee keine Beeinträchtigung darstellte. Die Ostsee bietet nicht nur Strand und Meer, sondern vor allem sehr gut restaurierte Städte, die auf Tourismus besonders eingestellt sind. Und so war die Stadtführu ng durch Stralsund - seit 2002 als Welterbe der UNESCO eingestuft - für die erste der Gruppe genau so interessant wie der Besuch des Meeresmuseums für die zweite Gruppe. Dieses ist in einem alten Kirchengebäude eingerichtete Museum bietet einmalige Einblicke in Meeresbiologie, Fauna und Flora, und in den zahlreichen Becken findet man Seepferdchen ebenso wie Riesenschildkröten und Haie. Und wie es hinter den Kulissen aussieht und wie Meeresbewohner präpariert werden, gehörte zu den High lights dieser Führung. Im Heimathafen von Strafsund liegt die ursprüngliche „Gorch Fock" von 1933, die nach dem Krieg von der Sowjetischen Marine als Schulschiff genutzt wurde. Sie wird seit Jahren von einem Förderverein wieder in einen tadellosen Zustand versetzt und gibt schon jetzt gute Einblicke in das Seemannsleben. (Bei der „Gorch Fock" der Bundesmarine - Heimathafen ist Kiel - handelt es sich um einen Nachbau aus 1958. Verwechslungsgefahr somit ausgeschlossen.) Der Stadtführer hatte sich gut auf uns vorbereitet und aus einem historischen Werk einen Artikel über die Anfänge des Telegraphenwesens in Stralsund mitgebracht. Über diese Aufmerksamkeit haben wir uns besonders gefreut.

Die gemeinsame Busfahrt auf die Insel Rügen führte uns zu dem ca 120 m hohen „Königsstuhl", einem Kreidefelsen steil über der Ostsee. Auf der Weiterfahrt durch den Badeort Binz kamen wir auch nach Prora. Hier steht ein Zeitzeugendokument aus den Jahren 1933-1945; in acht je 550 m langen Bauabschnitten mit etwa 10 Stockwerken sollte hier eine KdF-Erholungsstätte für 20.000 Erhoiungssuchende geschaffen werden. Es wurde nicht mehr fertiggestellt; später haben es die Rote Armee bzw. die NVA als Kasernen genutzt. Heute steht es fast leer, obwohl es am schönsten und von der Wetterlage her bestens geschützten Strandabschnitt von Rügen liegt. Es ist für eine Komplettnutzung wohl zu groß, von der Bausubstanz nicht mehr zeitgemäß. Politische Einflüsse scheinen hierbei eine ganz besondere Rolle zu spielen. Und so befinden sich in Teilbereichen mehrere Museen und Kultureinrichtungen, die für den Tourismus angeboten werden. Außerdem befindet sich auf diesem Gelände ein privates Eisenbahn- und Technikmuseum, das wir natürlich sehr genau unter die Lupe genommen haben. In Topzustand finden wir hier ausgefallene Lokomotiven aus DR- und DB-Bereichen wie etwa eine stromlinienverkleidete Baureihe 03 002 ebenso wie die größte europäische Dampflok, eine sowjetische Baureihe 36 mit einem Raddurchmesser von über zwei Metern. Aber auch Straßenfahrzeuge (Pkw, Militär-, Feuerwehrfahrzeuge, Kräder) und kleinere Flugzeuge sind hier ausgestellt. Sehenswert vor allem wegen der guten Aufbereitung in sehr hellen, neu errichteten Hallen.

Die Fahrt über die Insel Rügen zeigte eine sehr abwechslungsreiche Landschaft, viel Wald, aber auch feudale Orte wie etwa Putbus. Mit einem wolkenbruchartigen Regen verließen wir die Insel; jetzt wartete ein Grillabend auf unserem Gutshof. Hier waren wir fast herrschaftlich untergebracht, da die Zimmer im Herrenhaus liebevoll im alten Stil eingerichtet sind. Und rundherum eine Atmosphäre zum Verweilen unter alten Eichen und Kastanien.

Die übliche Sammlerbörse am Sonntagmorgen fiel zwar auch etwas kleiner als gewohnt aus, war aber trotzdem für manche wieder eine reine Fundgrube. Und wie das bei den Treffen mit weiter Anreise immer so ist, machten sich die ersten auch kurz nach Mittag auf den Heimweg. Wer jedoch länger gebucht hatte, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, um an den anderen Tagen noch weiter Erkundungen zu starten. Das sind etwa westlich die vorpommersche Boddenlandschaft auf der Halbinsel Darß mit den Badeorten Zingst und Prerow und eventuell die Weiterfahrt nach Rostock oder ostwärts die Hansestadt Greifswald und über Wolgast der Besuch der Insel Usedom. In der äußersten Spitze liegt Peenemünde mit dem Raketenversuchsgelände aus dem Dritten Reich, für das man einen halben Besuchstag einplanen sollte. Da sind in vielen Häfen die maritimen Sehenswürdigkeiten, an denen man nicht so einfach vorübergeht. Und dann kommt noch das Seebad Heringsdorf, das an Nobless dem Pendant Westerland auf Sylt den Rang ablaufen kann. Hier ist alles nur gut und teuer und ein Flair der Küste, das auch an Saint Tropez erinnert.
Man kann abschließend wohl sagen, das dies kein einfaches Sammlertreffen war, sondern besonders eine Einladung an alle, die die Muße zum Genießen und Erholen mitgebracht haben.

Dafür ein herzlicher Dank an den Sammlerkollegen Frank Wojtas für die Vorbereitung und Ausrichtung.


Günther Mergelsberg