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Meiningen Herbst 2009
 

Zu diesem Sammlertreffen in den neuen Bundesländern habe ich mich dieses Mal auch durchgerungen, nachdem ich festgestellt hatte, dass es von Bopfingen bis Meiningen „nur“ 250 km sind. Die Anfahrt verlief problemlos ohne Stau, sodass ich schon gegen 15 Uhr in Meiningen ankam. Beim Stadtbummel war ich doch etwas betroffen; viele alte, aber auch schlecht erhaltene Bausubstanz ist dort noch anzutreffen. Da hoben sich die sehr gut renovierten Häuser in der Fußgängerzone doch positiv von ab.

Ab 17 Uhr war dann Fachsimpeln im Kaminzimmer des Hotels „Schlundhaus“ angesagt. Hier
waren schon am Freitag so viele Sammler und Partnerinnen da, dass der Platz im Nebenzimmer knapp wurde.

Am Samstag trafen wir uns gegen 9:15 Uhr beim Dampflok-Ausbesserungswerk der Bahn.
Das war wohl mit ein Grund, dass ich zum Sammlertreffen kam. Herr Klinka, der uns durch das Werk führte, hatte immer einen lustigen Spruch auf den Lippen. Selbst die Unfallschutzbelehrung fiel dadurch nicht zu trocken aus. Man merkte an seinen Ausführungen, er war bis zu seiner Rente mit Leib und Seele als Betriebsratsvorsitzender in „seinem“ Betrieb. Vor der Wende arbeiteten 3.000 Menschen im RAW (Reichsbahnausbesserungswerk), nach der Wende wurde der Personalbestand auf 1700 reduziert, und heute macht das Werk mit 90 Beschäftigten und 14 Auszubildenden einen Umsatz von 8 Millionen Euro. Bei einem geschätzten Bestand von ca. 500 betriebsbereiten Dampfloks in Europa ist genug Arbeit vorhanden. Selbst eine starke Konkurrenz in Osteuropa fürchten die Meininger Beschäftigten nicht, denn „Qualität aus Meiningen“ ist gefragt. So konnte hier die legendäre „Adlerlokomotive“ nach dem Brand im Eisenbahnmuseum Nürnberg fachmännisch wieder restauriert werden, und der Nachbau der sächsischen Schmalspurlok 1K wurde auch gemeistert. Alleine für die Kesselaufarbeitung einer 01er-Lok muss allerdings mit Kosten von bis zu 300 000 Euro gerechnet werden. Beeindruckend waren die Dimensionen der Bohrwerke und der Radsatzdrehbänke.

Pünktlich um 11 Uhr war die Führung im RAW beendet, und wir fuhren 40 km weiter nach
Merkers zum Erlebnisbergwerk der Firma K+S (Kali und Salz). Im dortigen Restaurant „Kristall“ konnten wir bei herrlichem Sonnenschein auf der Terrasse ein kantinenähnliches Mittagessen einnehmen.

Nach einer lustigen Einführung durch einen ehemaligen Steiger, Herrn Sachs, bekam jeder
einen Schutzhelm und einen blauen Kittel verpasst. Mit dem Personenförderkorb fuhren wir innerhalb von 105 sek. 500 Meter in die Tiefe, wo wir dann auf die Ladefläche der Rundfahrt- Lkws verteilt wurden. Nach einer flotten Fahrt unter Tage war die erste Station der „Konzertsaal“. 250 m lang, 22 m breit und ca. 15 m hoch, das war schon beeindruckend. Dort waren Stuhlreihen und eine Bühne aufgebaut, denn es liefen die letzten Vorbereitungen für ein Chris de Burgh-Konzert am Abend.

Der nächste Halt war der so genannte „Goldraum“, in dem kurz vor Kriegsende 1945 die
Währungsreserven der Deutschen Reichsbank (230 Tonnen Gold, Millionen von Reichsmark) und wertvolle Kunstschätze aus deutschen Museen zum Schutz vor Kriegseinwirkungen und gegen Erbeutung durch Kriegsgegner eingelagert und zugemauert worden waren. Vermutlich hätten die Amerikaner, die schon im April 1945 in Thüringen einmarschiert waren, diese Schätze nicht so schnell gefunden, wenn nicht ein Zwangsarbeiter das Versteck verraten hätte. Jedoch konnten die Schätze so vor dem Zugriff der Sowjetischen Armee geborgen und nach New York geschafft werden. Dort lagert das Gold heute noch in den Tresoren der Federal Reserve Bank (FED), während die Kunstschätze weitgehendst den Eigentümern zurückgegeben wurden.

Ein weiterer Halt war bei der „Kristallgrotte“, wo die wohl weltgrößten bekannten Salzkristalle
mit einer Kantenlänge von beinahe 1 m zu sehen waren. Mit einer schönen Lichtschau war der Glanz dieser Kristalle eine Augenweide. Neben der Kristallgrotte befindet die „Kristallbar“, die tiefste Bar der Welt auf 800 Meter Tiefe. Wer wollte, konnte hier seine inzwischen salzigen Lippen mit alkoholfreiem Bier oder Limo befeuchten und seinen Durst löschen.

Nach ca. 3 Stunden bei etwa 20 km Untertage-Fahrt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit
von ca. 30 km/h waren wir wieder am Förderkorb angelangt, und es ging wieder über Tage. Der Beginn des Salzabbaus liegt im Jahre 1914. Seit dieser Zeit entstand eine Stollenlandschaft von ca. 4.600 km Strecke. Auf insgesamt 70 km Förderbändern wurde das Salz zu den Schächten transportiert.

Zurück in Meiningen trafen sich alle im Tagungshotel „Schlundhaus“, wo nach dem
Abendessen die Mitgliederversammlung stattfand (siehe besonderes Protokoll). Am Sonntag war im Saal des Gästehauses „Rautenkranz“ von 9:30 bis 12:00 Uhr die Sammlerbörse, zu der 26 Sammler ihre Schätze anboten. Es fand ein auffallend gut sortiertes Angebot so manchen Käufer; die Aussteller waren durchweg mit den „Geschäftserfolg sehr zufrieden. Jedenfalls mussten die meisten nicht mehr soviel Kofferraumvolumen befüllen wie bei der Anreise.

Es war ein schönes, erlebnisreiches Wochenende, wofür dem Veranstalter, Herrn Wolfgang
Köhler und seiner Gattin ein dickes Lob gebührt. Und ein Dank von Wolfgang Köhler ging an alle Besucher für die sehr disziplinierte Anmeldung.

Winfried Mundt