Zurück Home Nach oben Weiter
 

Tecklenburger Land Frühjahr 2011


Von Frankfurt vorbei an Dortmund und dann über die A1 Richtung Bremen – recht trist mit vielen Industriegebieten, Lärmschutzwänden und Asphalt oder Beton. Jetzt die Ausfahrt „Münster“ – soll ich einen Abstecher in diese wunderschöne Stadt mit dem Prinzipalmarkt, den alten Fachwerkhäusern, dem stattlichen Dom und dem fürstbischöflichen Schloss machen?... Nein, erst einmal weiter durch inzwischen flaches, grünes Weide- und Ackerland. Ab und zu als Unterbrechung ein paar moderne Windflügel auf der doch monotonen Strecke. Einige Ausfahrten weiter geht’s nach Westen ins Tecklenburger Land; und schon nach wenigen Kilometern erfreuen bewaldete Hügel das Auge; dazwischen kleine Bauernhöfe. Eine gemütliche, der Landschaft angepasste Landstraße lässt mich unbewusst langsamer fahren und den Augenblick genießen. Dann rechterhand eine riesige Sanddüne, die mich an die Wanderdüne von Arcachon an der Atlantikküste erinnert. Ein auffallendes Naturdenkmal aus der Eiszeit, das jedoch von der Ausbeute zumindest teilweise nicht verschont wird. An diesem sonnigen Frühlingstag ist das Ziel Mettingen mit dem Hotel „Bergeshöhe“ auf netter Strecke schnell gefunden.

Was nun folgt, ist schon symptomatisch für unsere Sammlertreffen: „Stammbesucher“ sitzen nicht weit von der Rezeption und erfreuen sich eines kühlen, gelben Getränks mit weißer Schaumkrone und jedes Neuankömmlings. Ein Wiedersehen zwischen Freunden und Freundlinnen, weil sehr viele (Ehe-) Partnerinnen diese Treffen wegen der Gemütlichkeit und des Unterhaltungsprogramms seit Jahren schätzen und dabeisein wollen. Die Fachsimpelei am Freitagabend gehört zum Ritual. Und wenn dann die Speisen besonders frisch und köstlich angerichtet werden, ist das fast ein Urlaubsbeginn. Das Hotel war in allem hervorragend – Zimmer, Küche, Parkplätze, Bedienung und örtliche Lage.

Für den Samstagmorgen hat sich Claus Peter Goedecke den Besuch des Berkwerkmuseums in Ibbenbüren vorgenommen. Die im Bergwerk geförderte Anthrazitkohle wird zum größten Teil direkt im benachbarten Kraftwerk verfeuert. Nur ein weitaus geringer Teil dieser besonders hochwertigen Förderung aus bis zu 1.500 m Tiefe wird verkauft. Ca. 2.300 Bergleute sind in diesem Bergwerk (einem von fünf in Deutschland noch betriebenen) tätig. Interessant waren nun die Vorführungen im Museum, das uns die Schwerstarbeit der Kumpel aus der Zeit von ca. 1770 bis heute verdeutlichte.


01

Eine Besuchergruppe mit fachlicher Führung von Claus Peter G. in Bergmannstracht


Alles lebensnah und vor allem höllisch laut, wenn etwa ein druckluftbetriebener Bohrhammer oder gar die einzige, dort zur Rettung des Bergwerks nach einem Wassereinbruch entwickelte, zweizylindrische Haspel angeworfen wurde. Wir konnten uns jedenfalls nicht mehr unterhalten – und dann die Vorstellung, dass der Bergmann vor Ort auch noch 45 Grad Wärme und den Dreck der Umluft auf engstem Raum aushalten musste. Die Arbeitsbedingungen haben sich zwar im Laufe der Jahrhunderte verbessert, doch hörgeschädigt sind auch heute noch viele. C. P. Goedecke ist eigentlich Mineraloge und auf diesem Wege in dem Museum tätig. Und was uns auf diesem Gebiet überraschte, waren die urzeitlichen Funde von Versteinerungen und Kristallen, die nebenbei zu Tage kamen:


04

Einige Millionen Jahre alt und so gut erhalten


Der Nachmittag dieses sonnigen Samstags war nicht weniger interessant. Es ging in das Postmuseum unseres Mitglieds Clemens Beckemeyer in Mettingen. Hier ist alles zu sehen, was im Tecklenburger Land mit Post in Zusammenhang zu bringen ist. Unterlagen aus der Postkutschenzeit über die Briefmarken und den Zustelldienst bis hin zu den Telefonen. Die zeitgenössischen Uniformen und viel Literatur bzw. Amtsblätter, die Auskunft geben über die jeweiligen Veränderungen im gesamten Postdienst. Wer noch nicht dort war, sollte es evtl. mal einplanen. Clemens Beckemeyer jedenfalls herzlichen Dank für die interessanten Ausführungen und die Mühen, das alles zusammengetragen und ausgestellt zu haben.

Auch das kennen wir schon; am Sonntagmorgen fand die Telefonbörse statt. Das Angebot war vielfältig und gut gemischt; und auf Grund der Presseveröffentlichung kamen auch Besucher aus der näheren Umgebung. Dass unsere eigene Teilnehmerzahl an diesem schönen Treffen etwas geringer als üblich ausgefallen war, hat die Anwesenden nur unmerklich gestört, denn diesmal konnte man sagen: „Klein aber besonders fein.“ Demjenigen, der das Ganze ausgerichtet hat, sei auf diese Weise nochmals gedankt..

Dass ich auf dem Rückweg nicht mehr unterwegs angehalten habe, lag wohl an den vielfältigen Eindrücken dieses Wochenendes.

Günther Mergelsberg