Gern haben wir die Einladung von Winfried und Kornelia Mundt nach Bopfingen angenommen. Die Ostalb mit Bopfingen war uns ja bereits von einem vorherigen Besuch 2005 bekannt. Sie bietet aber noch viel Neues, was es für uns zu entdecken gibt.
Über die A7 ging es freitagfrüh aus dem Braunschweigischen kommend geradewegs gen Süden. Aufgehalten nur durch gelegentliche Staus, da die A7 auf 2x3 Spuren erweitert wird und somit bis zu 16 km lange Baustellen zu passieren waren. Für einen Abstecher nach Rothenburg ob d. Tauber reichte die Zeit allemal. Viel hat sich dort im Stadtkern nicht verändert. Die Besucher, wie immer, bunt gemischt. Neben den bisher bekannten japanischen Reisegruppen sind jetzt auch zahlreiche Chinesen anzutreffen. Bei herrlichem Sonnenschein erreichten wir am späten Nachmittag das Hotel „Zum Sonnenwirt“ in Bopfingen und trafen im Hof bereits auf einige Sammler mit Begleitung. Etwas zu früh, denn das Land-Hotel hielt Mittagsruhe und öffnete seine Pforten erst wieder um 17.30 Uhr. So war noch Zeit für einen Spaziergang im Ort mit anschließendem Caféhaus-Besuch.
Für das Abendessen traf sich die noch kleine Gruppe in einem besonders schönen Raum des Hotels, wo wir von sehr freundlichem Personal – einschließlich der Chefin – versorgt wurden. Die Auswahl an schwäbischen Gerichten mit Spätzle und die vielerlei köstlich zubereiteten Maultaschen war überraschend. In herzlicher Atmosphäre waren wir noch Stunden am „Geschwätzle“.
Früh am Samstagmorgen, bei herrlichem Sonnenschein, aber nur wenigen Plusgraden, ging es unter Führung von Winfried Mundt nach Leinroden zu „Lingelbachs Scheune“. Allein diese Autofahrt – wenig Verkehr, herrlicher Sonnenschein, Täler und Hügel, noch verschlafene Dörfer – war etwas zum Genießen. Die Scheune wurde von Prof. Dr. Bernd Lingelbach, vielen Studenten der HTW Aalen und ehrenamtlichen Helfern zu einer der größten Sammlungen optischer Phänomene ausgebaut. Prof. Lingelbach empfing unsere Gruppe mit einem Glas Sekt, um uns damit zum ersten Versuch hinzuführen. Jeder sollte durch den Drahtkorb, welcher den Korken einer Sektflasche hält, hindurch auf eine Figur sehen, die sich scheinbar vergrößern sollte. Bei diesem Versuch konnte ich die gewünschte Wahrnehmung nicht erkennen. Prof. Lingelbach bestätigte später, dass die jeweilige Wahrnehmung nicht bei allen Menschen gleich ist. Zum Beispiel auch bei den rotierenden Farbscheiben sieht man entweder einen nach innen oder einen nach außen gerichteten Kegel. Der Professor sieht nach eigener Aussage nur eine Form. Das mit dem Glas Sekt zum Empfang war zwar eine schöne Einführung, aber bei der „Morgenkühle“ ist gekühlter Sekt gewöhnungsbedürftig. Zur Freude einiger Teilnehmer wurde aber auch heißer Kaffee ausgeschenkt. Prof. Lingelbach führte uns die verschiedensten visuellen Phänomene vor und erklärte diese in einer sehr gewinnenden Art. Viele dieser optischen Phänomene sind bekannt, wie das Treppenmosaik (einzelne Rhomben ergeben eine Treppenlandschaft), welche z.B. als Einlegearbeit in Holz Möbel verzierte, aber auch schon als Fußbodendekoration im Pompeji gefunden wurde. So gibt es unter dem Dach der Scheune auch noch zwei „schiefe Räume“. Einmal scheinen Personen zu wachsen oder zu schrumpfen oder Tischtennisbälle scheinen aufwärts zu rollen. Dies alles selbst zu erleben hat uns allen viel Freude gemacht und hätte noch länger dauern können. Aber wir hatten ja noch einen weiteren Termin.
Wenige Kilometer weiter erwartete uns ein Weißwurst-Frühstück, besser auch „brunch“, bei Familie Wunderle, welche in Hammerstadt ein „Sammelsurium“-Museum betreibt. Aus Liebe zu den alten Dingen haben Petra und Klaus Wunderle hier ihren Traum, alles in einem Museum zu versammeln, verwirklicht. Oldtimer-Autos, alte Schlepper, Traktoren, zu denen sie eine persönliche Beziehung hatten, machten den Anfang. Eine Sammlung von Motorrollern und –rädern von Ardi bis Zündapp wurde zusammengetragen. So auch eine umfangreiche Anzahl von Werkzeugmaschinen, die über eine Transmission angetrieben wurden. Die alte Technik umfasste ebenso Schreib- und Strickmaschinen, Radios und Tonbandgeräte, sogar eines, wo das „Tonband“ noch ein dünner Draht war. Natürlich gab es auch eine Abteilung mit Telefonen und vieles mehr. Frau Wunderle konnte uns praktisch zu jedem Gerät eine Geschichte erzählen, und wenn es zu sehr ins technische Detail ging, half ihr Mann gerne aus. Für Gruppen ist diese Ausstellung bestens geeignet, weil Familie Wunderle mit viel Herzblut und interessanten Details diese alten Techniken – u.a. auch gewaltige mechanische Musikautomaten - den Besuchern nahe bringt.
Am Sonntagmorgen fand die Telefonbörse statt. Der Raum war einladend groß und günstig zum Hof-Parkplatz gelegen. Die Tische waren den angemeldeten Personen zugeordnet. Da wir das erste Mal mit einem umfangreichen Angebot dabei waren, hat uns die Räumlichkeit begeistert. Es war ein umfangreiches Angebot vorhanden, aber kaum Besucher. Die Aussteller konnten ihre Schätze, bis auf wenige Ausnahmen, wieder mitnehmen. Nun ja, alles Gute ist nicht immer beisammen.
Es war ein schönes, erlebnisreiches Wochenende, für das wir Winfried und Kornelia Mundt herzlich danken.
Für uns selbst war das Ferien-Wochenende noch nicht zu Ende. Wir fuhren weiter nach Ulm, um unser zweites, fünf Wochen altes Enkelkind endlich zu begrüßen. Aber das ist schon wieder eine andere, neue Geschichte.
Lutz-Rüdiger und Doris Borrmann
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